Wo Pikachu auf lebende Einhörner trifft

Montessori-Schüler präsentieren mit ihren „Großen Arbeiten“ ein Feuerwerk der Ideen

„Kopfstand“ heißt die Schülerzeitung von Laila Gullotta, die als Erste ihre „Große Arbeit“ im Rahmen der feierlichen Abschlusspräsentation an unserer Montessori-Schule vorstellte. Innerhalb eines Vierteljahres hatte sie die komplette Zeitung für ihre Mitschüler in Eigenregie entwickelt und produziert. Mit schauspielerischem Talent und tatkräftiger Unterstützung ihres fiktiven „Redaktionsteams“ sowie weiterer MitschülerInnen führte Laila anschließend durch den Abend. Unsere SchülerInnen hatten die klassische Moderation kurzerhand ebenfalls auf den Kopf gestellt und begeisterten das Publikum in der vollbesetzten Aula stattdessen mit dem Szenario, wie die Nachwuchsreporter ein kreatives Talent nach dem anderen aufspüren – und ganz nebenbei deren „Große Arbeit“ präsentieren.

Mit der „Großen Arbeit“ zeigen die Montessori-SchülerInnen in der achten Klasse, dass sie gelernt haben, ein selbstgewähltes Thema eigenständig zu bearbeiten, zu dokumentieren und öffentlich zu präsentieren. Für ihre Arbeit suchen sich die Jugendlichen außerdem einen geeigneten Mentor, der sie beratend unterstützt. Das dreimonatige Projekt beinhaltet die Anfertigung eines praktischen Werkstücks, die theoretische schriftliche Ausarbeitung und die abschließende Präsentation vor der Schulgemeinschaft, Familie, Freunden und weiteren Zuschauern. Für die 20 SchülerInnen war der Abend der langersehnte Abschluss einer spannenden und lehrreichen Zeit: „Ihr habt mit Eurer Arbeit Entscheidungsfreudigkeit und Begeisterungsfähigkeit, aber auch Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen bewiesen“, freute sich unsere Schulleiterin Ricarda Infante-Alonso in ihrer Begrüßungsrede.

Die diesjährigen Themen waren wieder so vielfältig wie die SchülerInnen selbst, die ihre Arbeiten voller Stolz und sehr selbstbewusst vorstellten. Vom Cosplayer, der als „Pikachu“ verkleidet die Entstehung seines ersten eigenen Manga-Comics in einem Video vorführte über die leidenschaftliche Köchin, die in Zusammenarbeit mit einem Fürstenfeldbrucker Restaurant ein 5-Gänge-Menü kreierte bis hin zum Schüler, der „eher spontan“ auf die Idee gekommen war, einen Kurzfilm über Einhörner zu drehen. Neben musisch-kreativen „Großen Arbeiten“ war auch allerlei Handwerkliches zu bestaunen, wie traditionell gegerbtes und zu einer Tasche verarbeitetes Leder, ein Hindernis-Parkour für Ziegen oder ein selbst geschreinerter Schreibtisch mit eingebauter LED-Beleuchtung.

Unsere SchülerInnen zeigten mit ihren Arbeiten eine beeindruckende Bandbreite an Wissen und Fähigkeiten. Allen Projekten gemein war jedoch die persönliche Handschrift, die sie trugen. Während beispielsweise eine sozial engagierte Schülerin ein Benefiz-Konzert für eine befreundete Familie in Not organisierte, gab der junge Pianist Benno Beck seine Eigenkomposition „Erwachen“ zum Besten. Wie viele seiner Mitschüler möchte er mit seiner Arbeit auch eine Botschaft vermitteln: „Wir sollten die Augen öffnen für das, was um uns passiert und lieber eine eigene Meinung entwickeln, statt anderen hinterherzulaufen.“ Dass Offenheit, Individualität und die Förderung der eigenen Talente an der Schule auch über die große Arbeit hinaus eine tragende Rolle spielen, war an diesem Abend unverkennbar. Einer der „Reporter“ fasste es so zusammen: „Die Einzigartigkeit des Menschen und die Vielfalt machen doch das Leben aus.“

Schülerin Laila Padotzke illustrierte ein Kinderbuch