Im Mittelpunkt der Exkursion von 12 Jugendlichen der Sekundarstufe stand die kleinste Baumart Deutschlands – die Zwergbirke. In Bayern gibt es sie nur an zehn Standorten und dort meist in geringer Zahl. Im Schwefelfilz, einem Moorgebiet in der Nähe von Steingaden, vermehrt sie sich zwar, jedoch nur über Ableger. Ein mittelfristiges Ziel ist, dass sie in den nächsten Jahren Samen trägt und sich dadurch optimal ausbreiten kann.
Seit 2015 sind die Schüler der Montessori-Schule Inning damit beschäftigt, Maßnahmen für den Erhalt einer Zwergbirkenpopulation im Schwefelfilz bei Steingaden durchzuführen. In erster Linie müssen dazu Moorkiefer gefällt werden, die den Zwergbirken das Licht wegnehmen. Es folgten Markierungs- und Baumfällarbeiten, Abtransport und Trennung in Brennholz und Reisig. Ein weiterer Aufgabenbereich war die Kartierung. Hierzu bestimmten die Schüler mit Hilfe eines GPS-Geräts den genauen Standort eines Individuums, vergaben Kennungen und zählten und maßen die einzelnen Triebe. So kann im nächsten Jahr überprüft werden, ob die Maßnahmen wirkungsvoll waren.
Unser diesjähriger Einsatz fand vom 4. bis 7. Oktober statt. Wir radelten von Weilheim bis zu unserem Selbstversorgerhaus in der Langau bei Steingaden. Das Einkaufsteam versorgte uns mit Lebensmitteln, die das Kochteam zu leckeren Abendessen und Frühstücken verarbeitete. Mittags gab es eine Brotzeit im Schwefelfilz. Am Freitag endete unsere Exkursion in Schongau nach über 100 Radlkilometern und etlichen Höhenmetern. Ein Novum bei der diesjährigen Aktion war auch, dass erstmals einer unserer ehemaligen Schüler, Raeto Königsbauer, als nunmehr erwachsener Begleiter mitfuhr.
Das Projekt „Biotop-Patenschaft Schwefelfilz“ findet in Kooperation mit dem Verein Lebensraum Lechtal statt und wird vom bayerischen Umweltministerium gefördert. Benjamin Schwarz und Prof. Peter Poschlod von der Universität Regensburg veröffentlichten 2015 einen Artikel über die Gefährdung der Zwergbirkenbestände, speziell im Schwefelfilz. Kaum drei Monate später entstand unsere Biotop-Patenschaft Schwefelfilz, und die Rettungsvorschläge, die im Fachartikel gemacht wurden, werden durch uns konkret umgesetzt. Benjamin Schwarz freut sich: „Es kommt eher selten vor, dass der Weg von wissenschaftlicher Forschung bis zur konkreten Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen so schnell und unbürokratisch gegangen wird“.
Matthias Lehmann, Heidi Kluthe und Raeto Königsbauer