Juhu! Seit langem durften wir nun wieder auf Studienfahrt fahren. Diesmal ging die Reise mit dem Bus nach Berlin. Während der langen Fahrt war die Stimmung aufgeregt und jeder freute sich, dass eine solche Reise nun endlich wieder möglich war.
Unseren ersten Abend in Berlin verbrachten wir aufgrund der langen Anreise im Hotel Aletto, das direkt am Zoologischen Garten liegt. Dort bezogen wir erst einmal unsere Zimmer, spazierten noch eine kurze Runde zur Gedächtniskirche und sind schließlich bald ins Bett gegangen.
Am Dienstag führte uns unser erster Ausflug ins KaDeWe. Vorort gab uns Josephine einen kurzen Einblick in die Geschichte das ältesten Kaufhauses Deutschlands. Nach dem Vortrag erkundeten wir in Kleingruppen das geschichtsträchtige Nobelkaufhaus und waren überrascht von den hohen Preisen dort.
Nach einer halben Stunde fuhren wir mit der U-Bahn weiter zum Potsdamer Platz. Von dort aus liefen wir zum Checkpoint Charlie, dem bekannten Grenzübergang zwischen der Sowjetzone und dem Amerikanischen Sektor während der Teilung Berlins. Als wir im Berliner Mauer-Museum ankamen, führte uns Klaus Jakobi durch die Ausstellung. In diesem Museum werden die gefährlichsten, kuriosesten und unglaublichsten Fluchten aus dem Osten in den Westen ausgestellt und erklärt. Man sieht originale umgebaute Fluchtautos, manipulierte Koffer, waghalsige Flugobjekte und vieles mehr. Klaus Jakobi hatte früher selber in der DDR gelebt und konnte so die Eindrücke seiner Kindheit gut nacherzählen.
Anschließend hatten wir in Kleingruppen Zeit für eine kurze Essenspause. Nachmittags stand dann das Panometer auf dem Programm. Dieses Kunstprojekt vom Berliner Künstler Yadegar Assisi zeigt auf einer riesigen, überdimensionalen Leinwand den Blick aus einer westlichen Wohnung in Kreuzberg hinaus auf die Mauer und darüber hinweg in den Ostteil der Stadt mit dem berüchtigten Todesstreifen und seiner Trostlosigkeit. Das eindrucksvolle Bild wird in der Ausstellung stimmungsvoll mit Musik, Geräuschen und Ausschnitten der Reden der damaligen Ostpolitiker untermalt.
Schließlich fuhren wir zurück zum Hotel, um dort zu essen. Zuletzt unternahmen wir noch einen ausgedehnten Abendspaziergang zum Brandenburger Tor.
Dort erzählten uns Paula und Emily interessante Fakten über die Geschichte des Berliner Wahrzeichens. Danach hatten wir nochmal Zeit, um uns dort umzusehen, bevor wir dann gemeinsam zurück zum Hotel liefen.
Am Mittwoch liefen wir zuerst zum Schloss Bellevue, wo uns Benno einen informativen und aufschlussreichen Vortrag über den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gehalten und uns erzählt hat, welche Aufgabenbereiche dieser hat.
Danach sind wir zum Bundestag gelaufen.
Bevor wir in die Kuppel konnten, hatten wir 30 min Pause, weil wir etwas zu früh da waren. Vom Vorplatz aus sahen wir das Kanzlerbüro. Im Reichstagsgebäude wird sehr auf Sicherheit geachtet, und wir mussten drei Sicherheitsschleusen passieren, bevor wir eine Audio Führung durch die Kuppel bekamen. Von dieser aus konnten wir über einen großen Teil von Berlin schauen – das war sehr schön. Auf dem Weg nach unten konnten wir unter anderem die Synagoge, das Mahnmal und den Fernsehturm sehen.
Unser nächstes Highlight waren Reste der Berliner Mauer, an der wir von Lara, Sabrina und Kathi einen Vortrag hörten. Nach dem Vortrag sind wir noch die teilweise erhaltene Mauer entlang gegangen, die 1,3 km lang ist, und an deren Mauer-Seite der ehemaligen DDR berühmte Künstler Bilder gemalt haben.
Danach saßen wir noch an der Spree, bevor wir am Abend noch ein bisschen durch unser Stadtviertel, den Zoologischen Garten, bummelten.
An unserem vorletzten Tag in Berlin verbrachten wir den Vormittag beim Holocaust-Denkmal, unweit des Brandenburger Tors. Zu unserem Glück war es auch an diesem Tag wieder angenehm warm, sodass wir uns, beim Denkmal angekommen, auf die leicht aufgewärmten Stelen in die Sonne setzen konnten.
Nach Klassenstufen in drei Gruppen aufgeteilt hörten wir nacheinander Lauras Referat, das die paradoxen Ansichten und Ideale Adolf Hitlers und dessen Hass und die Verfolgung der Juden noch einmal aufleben ließ. Mit diesen Bildern im Kopf wanderten wir durch die Stelen-Landschaft, die an die 6 Millionen ermordeten Juden in Europa erinnern soll.
Vom Holocaust-Denkmal aus liefen wir zum nahen Brandenburger-Tor, wo uns Lenny erklärte, was am 17. Juni 1953 geschehen ist und welche Bedeutung dieser Tag hatte. Dort teilten wir uns schließlich in zwei Gruppen auf: Die Siebt- und Achtklässler besuchten das Anne-Frank-Museum, und die Neuntklässler fuhren mit einigen Achtklässlern zum ehemaligen Stasigefängnis in Hohenschönhausen.
Mit Bus und Tram gelangten wir schließlich zum ehemaligen Gefängnis. Unsere Beine waren vom vielen Laufen bereits schon etwas müde und so war dies eine willkommene Abwechslung zum ständigen Stehen und Gehen. In Hohenschönhausen angekommen gaben wir unsere Rucksäcke beim Sicherheitspersonal ab und wurden erneut in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine Führung, die eher die allgemeinen Fakten zu der Nutzung der verschiedenen Gebäude enthielt, die andere behandelte konkretere Themen wie die genauen Tagesabläufe der damaligen Insassen. Leider war ich Teil der Führung, die nicht wirklich auf die Umstände und das Leid der Gefangenen einging, sondern sich vor allem mit baulichen Details befasste. Es war dennoch bedrückend, die Räumlichkeiten zu sehen und sich das Leid der dort inhaftierten Menschen vorzustellen.
Nachdem die Führungen beendet worden waren, fuhren wir zur Museumsinsel, wo wir uns wieder mit den Siebt- und Achtklässlern treffen wollten. Dort bekamen wir zwei Stunden Freizeit, um auf der Wiese vor der Museumsinsel entspannen oder die Gegend erkunden zu können.
Während wir also in Hohenschönhausen etwas über das ehemalige Stasigefängnis erfahren hatten, hatten sich die Acht- und Siebtklässler mit dem Schicksal von Anne Frank, einem jüdischen Mädchen, das dem Holocaust zum Opfer gefallen ist, beschäftigt.Beim Anne-Frank-Museum angekommen, hatten sie sich in zwei Gruppen aufgeteilt und eine Führung erhalten, die viele interessante Informationen zum wohl bekanntesten Opfer des Holocausts übermittelt hatte:
Das jüdische Mädchen Anne Frank versteckte sich während der Besetzung der Niederlande mit ihrer Familie in Amsterdam vor den Nazis. Doch schließlich wurden auch sie nach 2 Jahren voller Angst und Einsamkeit entdeckt. 1945 starb Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Doch statt wie viele andere vor ihr in Vergessenheit zu geraten, geht Anne Frank in die Geschichte ein: Nach ihrem Tod erfüllt ihr Vater ihren letzten Wunsch und veröffentlicht ihr Tagebuch, das schon bald darauf weltberühmt wird.
Die Informationen und Eindrücke von Anne Franks Leben und das Leid, dass ihr die Nazis zugefügt haben, mussten erst einmal verdaut werden, bevor sie die Mittagszeit auf einem Markt verbrachten und schließlich zur Museumsinsel zurückliefen, wo sie wieder auf unsere Gruppe getroffen waren.
Die angenehme Nachmittagssonne im Gesicht, mit Bällen und Kartenspielen ausgerüstet und die sanfte Musik eines Gitarristen im Ohr, saßen wir nun auf der Wiese und genossen es, außerhalb des Trubels der lebhaften und lauten Stadt zu sein.
Hungrig, wie wir waren, machten wir uns nach diesen zwei Stunden alle auf den Weg zum Hauptbahnhof, wo wir im “Hans im Glück”, einem Burgerrestaurant mit vielfältiger Speisekarte, zu Abend aßen. Schließlich fuhren wir zurück zum Hotel, wo wir unseren letzten Abend in Berlin ausklingen
ließen.