„Wer’s glaubt wird selig – Geschichte in Bruchstücken“

Die Sekundarstufe präsentiert in der Alten Brauerei die Ergebnisse ihrer Projektphase Renaissance Die Renaissance – das klingt aufs Erste nach verstaubtem Geschichtsstoff und lang vergangenen Zeiten, die mit dem Hier und Jetzt und den Themen unserer Welt nur wenig zu tun haben. Dass dem jedoch ganz und gar nicht so ist, durften die Jugendlichen der Sekundarstufe in der dreimonatigen Humanities-Projektphase „Renaissance“ erleben, die diese am Donnerstagabend vor den Ferien mit der beeindruckenden und vielseitigen Veranstaltung „Wer’s glaubt wird selig- Geschichte in Bruchstücken“ präsentierten und abschlossen. Über drei Monate hinweg hatten sich die Schüler*innen der 7.-9. Jahrgangsstufe sehr intensiv der Zeit gewidmet, die die Antike in ganz Europa neu aufleben ließ und zugleich wichtige Feiler unserer modernen Welt errichtete. Während Luther furchtlos die Kirche zunächst anklagte und später spaltete, entdeckten andere mutige Menschen die große weite Welt und legten durch Handel und die Entwicklung des Bankwesens die Grundsteine für unser heutiges Wirtschaftssystem. Die Pest wütete und zugleich florierten Kunst und Wissenschaft wie nie zuvor. Was bewegte die Menschen dieser Zeit? Was trieb sie an? Welchen Ängsten und Herausforderungen musste man sich vor 500 Jahren stellen? Wie schon im Jahr zuvor waren Eltern sowie die gesamte Schulfamilie in das Groundlift-Studio in der „Alten Brauerei“ in Stegen eingeladen worden, um zu bestaunen, wie Geschichte nicht nur lebendig, sondern sogar sehr unterhaltsam werden kann. In einer umfassenden Ausstellung sowie in einer 90minütigen Theaterperformance präsentierten die gut vorbereiteten Jugendlichen, was sie in ihren Vertiefungsthemen erarbeitet hatten. Rund 150 Zuschauer waren gekommen, um zunächst in der Ausstellung die detailverliebten Modelle und beachtlichen Kunstwerke im Stil der Renaissance zu genießen und sich an den von Schüler*innen programmierten digitalen Infopoints zu den vielseitigen Themen Wissen anzueignen. Um 19.00 Uhr wurde es dann still im Raum und die Spannung groß. Denn nun begann die Theaterperformance auf der Bühne, die von rund 40 Jugendlichen gemeinsam kreiert worden war. Kurzweilig und collagenartig erzählten die von den Jugendlichen selber entwickelten Szenen kurzweilig und beeindruckend frisch vom Leben in der Renaissance. Dabei führten die Schauspieler das Publikum innerhalb kurzer Zeit durch verschiedenste Stimmungen, an die unterschiedlichsten Orte und vom damals ins Hier und Jetzt und wieder zurück. Befand man sich gerade noch auf einer unterhaltsamen Stadtführung durch das alte Florenz, so wurde man schon im nächsten Moment Zeuge einer skurrilen Leichensezierung mit niemandem geringeren als Leonardo da Vinci. Doch schon ist es Vasco di Gama mit seiner Mannschaft, der die Bühne stürmt und sich auf Entdeckungstour über eine unbekannte Insel dem erbitterten Kampf mit den Eingeborenen stellt. Erst die bekannten Künstler der Renaissance bringen wieder etwas Ruhe auf die Bühne. Zumindest für kurze Zeit, denn schon wird die Mona Lisa aus dem Museum gestohlen. Schauspiel, Tanz, selber von den Schüler*innen produzierte Filme und Gesang im ständigen Wechsel sorgen für Kurzweile und bestes Entertainment. Und noch etwas gelingt den Jugendlichen auf besondere Weise. Immer wieder stellen sie einen Bezug zum Heute dar. So stehen sich Albrecht Dürer mit seiner Idee der perfekten Selbstinszenierung und das klassische Klisché-Insta-Girl, das dem perfekten Selfie mit dem ein oder anderen Filter nachhilft, plötzlich direkt gegenüber. Und während Martin Luther gerade noch dabei ist, seine Thesen vor dem Kaiser zu rechtfertigen und der Kirche eine neue Idee zu geben, präsentieren ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer im Jahr 2040 auf Youtube ihre neuesten Ideen, wie sie die Kirche als Community wieder attraktiver machen wollen. Am Ende wird es nochmal nachdenklich und ernst. Was ist geworden aus der großartigen Idee der Humanisten der Zeit der Renaissance? In einem bewegenden, selber verfassten Poetry-Text einer Schülerin bleibt die Frage nach echter Menschlichkeit, ihrer Bedeutung und unserer Verantwortung dafür im Raum stehen und lässt ein sichtlich bewegtes Publikum zurück. Der anschließende Abschluss-Song des Chores löst die Stimmung auf, der Applaus ist groß und tut den Schüler*innen, die sich die gesamte Woche engagiert und diszipliniert für ihren Auftritt und eine bunte und ideenreiche Ausstellung eingesetzt haben, einfach nur gut. Ein herzliches Dankeschön an das Groundlit-Studio und Daniel Betz für diese wunderbare und unkomplizierte Zusammenarbeit. Ein weiterer Dank gilt Birgit Ehret für die tollen Fotos von diesem Abend. Das SEK-Team