Zurück in die Vergangenheit

Humanities-Phase hat begonnen Es ist ein Freitagvormittag im Dezember. Die gesamte Sekundarstufe geht gemeinsam in die Inninger Kirche, weil da – so haben es zumindest die Lehrer angekündigt- eine kurze Adventsandacht stattfinden soll. Nichtsahnend bewegt sich die noch müde Masse zum Eingang der Kirche. Doch bevor es hinein geht, werden die Jungs und die Mädels getrennt. Die einen sollen auf der rechten Seite sitzen, die anderen auf der linken. Manch einer von den eher Ausgeschlafeneren wundert sich kurz. Doch alle folgen brav und setzen sich. Im Kircheninneren wird bereits gebetet. Man sieht den Pfarrer von hinten und hört, wie er lateinische Bibeltexte rezitiert. Komische Adventsandacht…dämmert es nun bereits einigen. Als sich der Pfarrer umdreht, wird allen klar, dass das hier nichts mit Advent zu tun hat. Denn vor ihnen steht kein Pfarrer, sondern ihr Lehrer Flo Volkmann, der in seiner Rolle als Priester sogleich damit beginnt, die Jugendlichen und den Menschen an sich als ewige Sündiger anzuklagen. Und dann geht alles ganz schnell. Die Türe der Kirche wird aufgerissen. Ein Bruder in Mönchskutte stürmt das Kirchenschiff. Ein Anhänger Martin Luthers alias Victor Herzer aus der zehnten Jahrgangsstufe. Er beschimpft den Priester und seine arglistige Kirche wüst als Lügner, hinterfragt Ablasshandel und erzählt vom wahren Glauben an Gott, wie ihn Luther propagiert. Allerspätestens jetzt ist jeder der Jugendlichen aufgewacht und hat verstanden, dass es wieder soweit ist: Die Humanities-Projektphase hat begonnen. Und heute ist Einführungstag. Die Lehrer der Sekundarstufe und die zehnte Klasse haben sich wieder ins Zeug gelegt, um die Siebt- bis Neuntklässler auf eine Reise mitzunehmen zurück in die Vergangenheit. Ca. 500 Jahre geht es in der Geschichte zurück. Luthers Anhänger nimmt die Meute mit aus der Kirche heraus, zurück Richtung Schule. Dort steht bereits ein humanistischer Philosoph auf der Treppe, um Vorbeilaufenden von der Idee zu erzählen, endlich wieder den Menschen in all seiner Genialität in den Mittelpunkt des Denkens und Handels zu stellen. Hinter dem Schulhaus treffen die Schüler*innen auf Christoph Kolumbus, der gerade auf hoher See mit seiner Steuerfrau den weiteren Kurs diskutiert. Wie können sie den Wettlauf um den Seeweg nach Indien gewinnen? Und schon geht es weiter in „Den Raum“. Hier dürfen es sich die Jugendlichen nun bequem machen und die weiteren Szenerien genießen. Und davon gibt es einige. Da gibt es zu erleben, wie am abendlichen Tische zwischen Sohn und Vater über die gewagte Idee eines Johannes Gutenbergs diskutiert wird. Bücher drucken? Ist das möglich? Doch schon ändert sich das Bühnenbild und man erlebt die Damen des Adels, wie sie sich über zu wenig Zucker im Tee und das Personal echauffieren und dabei die Rolle der Frau vor 500 Jahren deutlich werden lassen. Das Dienstpersonal hat andere Gesprächsthemen. Es kämpft um das nackte Überleben, erzählt von Ausbeutung, Hunger, Krankheiten. Und schon findet man sich plötzlich in Florenz wieder und erlebt, wie die reiche Handelsfamilie De Medici Menschen im großen Stile Geld verleiht. Der Beginn des Bankwesens … Die Zeitreise endet mit einem Einblick in das Leben des Martin Luther. Mutig klopft er seine 95 Thesen an die Kirchentür…äh an die Wand „Des Raums“. Auf der Wartburg. Als Junger Jörg getarnt übersetzt er hier die Bibel und sorgt sich um die Entwicklungen im Land. Eine Welt in Bewegung… eine Welt, die alte Ideen, Ideale und Vorstellungen wieder in den Fokus rückt. Die Renaissance. Eine Epoche, die die Sekundarstufenschüler in den nächsten Monaten intensiv beschäftigen wird. Auch in diesem Jahr gelang es den Zehntklässlern und Lehren, die Jugendlichen auf anschauliche und erlebnisreiche Art in diese spannende Zeit eintauchen zu lassen. Auf die Schüler*innen warten in der Projektphase spannende Erlebnisstationen, Diskussionen und Literatur rund um das Thema sowie Ausflüge und Exkursionen. Höhepunkt wird die Studienfahrt nach Florenz nach den Osterferien sein. Vielen Dank an die Zehntklässler*innen, die sich mit viel Einsatz und Liebe zum Detail auf unseren Einführungstag vorbereitet haben.